Mithilfe von Augmented Reality-Software (AR) Postkarten mit Video-Grüßen aus dem Urlaub schicken: Das wollen die beiden Gründer des Startups Printell bald Endkund:innen ermöglichen. Einen skalierbaren und profitablen Shop für AR-Grußkarten gibt es derzeit noch nicht. Mitgründer Luca Heck im Interview über die Ziele des Startups – und den Weg dorthin.
Hey Luca. Geht der Trend vom Digitalen zurück zu Print?
Ich glaube dadurch, dass zurzeit extrem viel digitalisiert wird, ist der Vorteil von Prints, dass sie wieder herausstechen. Du hast ja eine riesige Masse an Fotos und Videos auf deinem Handy, vielleicht mit den besten Erinnerungen aus deinem Urlaub vor fünf Jahren, die du dir aber gar nicht mehr anschaust.
An dieser Stelle setzt Printell ja an. Was ist eure Mission?
Mit Printell wollen wir den ersten profitablen Shop für AR-Printprodukte anbieten. Weltweit gibt es bisher keinen erfolgreichen Anbieter, der das skalierbar und für Privatkunden bezahlbar anbietet.
Kannst du einen konkreten Anwendungsfall beschreiben?
Angenommen du bist im Urlaub, ihr habt gerade eine coole Tour gehabt, seid am Meer gewesen, habt Städte besichtigt und du hast viele Videos und Fotos gemacht. Später liegst du am Strand, schneidest dir daraus ein Video zurecht und lädst es bei der Printell-App hoch. Dort kannst du dann auch wie bei einer Postkarten-App das Cover gestalten, deine Grüße und die Adresse auf die Rückseite schreiben und die Postkarte über die App an deine anderen Freunde oder deine Familie verschicken.
Auf dieser Karte ist ein kleiner QR-Code, den der Empfänger dann einscannt, um die Printell App zu downloaden. In der App öffnet sie oder er die AR-Cam und hält die Postkarte in die Kamera. Dann wird das hinterlegte Video direkt auf der Kartenoberfläche abgespielt. In ein paar Jahren wirst du dafür dann keine App mehr brauchen, sondern durch den QR-Code direkt auf eine browserbasierte Kamera weitergeleitet. Neben Postkarten bieten wir zum Beispiel auch Fotos an, die mit AR bespielt werden können.
Du beschreibst jetzt B2C-Szenarien. Wenn man sich auf eurer Webseite umschaut, sieht man, dass ihr euch derzeit auf Geschäftskunden fokussiert. Was ist die Überlegung dahinter?
B2B ist ein Zwischending für uns. Wir haben jetzt die AR-Software soweit entwickelt, dass wir auf Bildoberflächen Videos abspielen können. Was aber noch fehlt, ist die Funktion, dass der Nutzer eigene Videos hochladen kann. Das würde das Ganze skalierbar machen, weil wir die Videos nicht selbst mit den Karten verknüpfen müssten. Wir dachten uns aber: Warum nicht jetzt schon starten? Deswegen bieten wir Unternehmen die AR-Funktion an, um ihre Flyer oder Visitenkarten mit einem Kampagnenvideo zu bespielen. Dafür schicken sie uns ihr Flyerdesign und Video zu und wir bringen es auf die Karte.
Welchen Nutzen haben Unternehmen mit euren Druckerzeugnissen?
Einerseits handelt es sich um eine Technologie, die neu ist und beim Endkunden einen Wow-Effekt generiert. Für die Unternehmen ist außerdem attraktiv, dass sie Analysetools zur Verfügung gestellt bekommen und sie damit ihren Erfolg tracken können. Sie wissen dann, wie viele Menschen das Video wie lange abgespielt haben und wie viele auf den Call to Action Button geklickt haben. Printkampagnen werden also trackbar gemacht.
Das Printell-Team besteht mittlerweile aus drei Personen. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Dave und ich sind ja die Gründer und haben uns über das Informatikstudium an der Uni Halle kennengelernt – mich hat es dann allerdings schnell zu Wirtschaftsinformatik gezogen. Max, unser Backend Developer, ist ein Freund von mir. Letztes Jahr haben wir auf Mallorca im Pool über die Geschäftsidee gesprochen und ohne große Überzeugungsarbeit hatte Max Bock mitzumachen.
Wie sind Dave und du auf die Idee gekommen?
Das war bei einem unserer nächtlichen Treffen auf ein Bier, bei denen wir immer über alle möglichen Zukunftsthemen wie Augmented Reality, Blockchain oder Kryptowährungen gesprochen haben. Wir hatten mal ein Video online gesehen, wo ein Unternehmen Augmented Reality auf Oberflächen gebracht hat. Danach haben wir uns gedacht: Das muss doch auch skalierbar möglich sein, also so, dass jeder ohne großen Programmierkenntnisse ein Video auf eine Postkarte bringen kann.
Ihr habt euch an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg kennengelernt. Inwiefern habt ihr vonseiten der Universität Unterstützung bei der Gründung erhalten?
Wir haben im März 2021 an der 100-Tage-Challenge teilgenommen, ein Coachingprogramm des Transfer- und Gründerservice der Uni Halle. Dort gab es viel Basic-Input zum Gründen und ich würde das Programm vor allem denjenigen empfehlen, die gerade starten. Auch die Gründungsberater waren total hilfsbereit und haben uns zum Beispiel durch die Einladung zu allen möglichen Events geholfen, ein Netzwerk aufzubauen und Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Wann habt ihr euch dann gegründet?
Seit November 2021 stecken wir jetzt aktiv in der Entwicklung und haben am 1. Februar 2022 die GbR gegründet.
Welche nächsten Schritte stehen jetzt bei euch an?
Dave wird die Software fleißig weiterentwickeln. Bis Juli sollen alle internen Uploadprozesse automatisierbar sein und die Grundfunktionen der App stehen, sodass Nutzer eigenständig in der App ihre Postkarten gestalten und verschicken können. Max hilft Dave dabei. Ich kümmere mich um die betriebliche Ebene: Businessplan erstellen, Finanzplan erstellen, Marketing machen und damit Fördermöglichkeiten finden.
Vielen Dank für das Gespräch – und viel Erfolg für die Zukunft!
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