An welchen Schnittstellen im Transferprozess werden digitale Tools bereits unterstützend eingesetzt? Welche Potenziale birgt die Digitalisierung für den Technologietransfer? Welche Hürden und Treiber der Digitalisierung können im Transfer identifiziert werden? Mit diesen Fragen haben sich das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und die Universität Koblenz-Landau im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundvorhabens „Sondierung Digitale Verwertungskette (S‑DigiV)“ auseinandergesetzt. Die Ergebnisse ihrer Online-Umfrage stellen sie anderen Transferstellen jetzt in unserer WTT-Bibliothek zur Verfügung – eine Zusammenfassung ihrer Erkenntnisse gibt es hier.
Um den Digitalisierungsstand außeruniversitärer Forschungseinrichtungen sowie transferstarker Universitäten und Hochschulen im Technologietransfer zu erheben, haben die Projektpartner vom KIT und der Universität Koblenz eine Online-Umfrage erstellt, die sie an ihre eigenen Transfer-Netzwerke im deutschsprachigen Raum sowie an weitere Beschäftigte im Technologietransfer versendet haben. Auch in unserem TransferAllianz e.V.-Newsletter sowie den zugehörigen Social-Media-Kanälen wurde die Befragung verlinkt.
Diese Befragung sollte Aufschluss geben, an welchen Schnittstellen digitale Tools im Transferprozess bereits unterstützend eingesetzt werde und welche Potenziale Digitalisierung für den Technologietransfer berge. Zudem sollten mögliche Hürden und Treiber der Digitalisierung im Transfer identifiziert und erhoben werden, um mögliche Anknüpfungspunkte aufzugreifen, heißt es in dem Begleitdokument zur Befragung.
92 Personen haben den Fragebogen zum Thema “Potenziale der Digitalisierung im Technologietransfer” vollständig ausgefüllt. 52 Befragte gingen der Technologieverwertung, 48 der Akquise von Industriepartnern nach. Unter den Befragten gaben 41 an, im Netzwerk-/Community-Management und 37, im Technologiemarketing tätig zu sein. Mit dem Management von Lizenzen und Verträgen befassten sich 34, mit dem Management von Intellectual Property (IP) 33 Befragte. In Ausgründungen und Beteiligungen waren 31 Befragte eingebunden. Das Durchschnittsalter war 44 Jahre, das Geschlechterverhältnis ausgeglichen.
Die Analyse der Ergebnisse zeigt, dass die Befragten eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Digitalisierung im Arbeitsumfeld haben. So gaben sie mehrheitlich an, eine zustimmende Haltung gegenüber dem Einsatz digitaler Tools bei der Arbeit zu haben, kompetent im Umgang mit digitalen Tools zu sein und schnell zu lernen, wenn es um die Nutzung digitaler Tools bei der Arbeit geht.
Trotz dieser zustimmenden Haltung gegenüber der Nutzung digitaler Tools bei der Arbeit kommen solche bei zentralen Prozessen oftmals nicht zum Einsatz. Der höchste Digitalisierungsgrad lässt sich für Prozesse der Patentverwaltung (76 Prozent) und ‑recherche (63 Prozent) feststellen, wofür ein umfangreiches Marktangebot an spezialisierter Software existiert.
Den geringsten Digitalisierungsgrad verzeichnet die Ideen- und Technologiebewertung: Hierfür stehen 86 Prozent der Befragten keine speziellen digitalen Tools zur Verfügung.
Als größten Treiber der Digitalisierung sehen die Befragten die vermehrte Arbeit im Homeoffice sowie die stark steigende Zahl an Informationen und Schnittstellen. Insbesondere zeitliche und finanzielle Ressourcen zur Entwicklung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Tools sowie Schulungsangebote stufen die Befragten als ausbaufähig ein.
Als größte Hürde der Digitalisierung gesehen, dass es in der jeweiligen Transferstelle keine Person gebe, die sich systematisch mit den Anforderungen und dem Marktangebot auseinandersetzt. Außerdem relevant sind in diesem Kontext der hohe Zeit- und Kostenaufwand für die Implementierung von Software und die Herausforderung, dass sich spezifische Prozessschritte im Transfer oftmals nicht mit Standard-Software abbilden lassen.