Eine Gruppe aus Forschenden unter anderem der Universität Stuttgart hat einen Vorschlag für ein neues Ethik-Label für Künstliche Intelligenz erarbeitet. Der Hintergrund: Algorithmen treffen schon heute Entscheidungen, die für Verbraucher:innen, Entscheider:innen, Betroffene und Einkäufer aus ethischen wie rechtlichen Gründen nachvollziehbar sein sollten. Bisherige Ansätze hierfür gibt es, diese seien in der Praxis oft schwer umsetzbar, so Dr. Andreas Kaminski, Philosoph und Mitglied der AI Ethics Impact Group, gegenüber dem Magazin forschung leben der Uni Stuttgart. Beispielsweise berücksichtige ein festes, auf ethischen Grundsätzen basierendes Regelwerk, das in KI-Modelle integriert werde, keine impliziten Regeln. Eine Zertifizierung von KI anhand ethischer Kriterien sei hingegen anfällig für das Ausnutzen rechtlicher Grauzonen und Intransparenz beim Auswahlprozess.
Das nun neu erarbeitete Konzept erfülle im Gegensatz dazu drei Kriterien: „Erstens ist es bei pluralen Wertvorstellungen – also in unterschiedlichen Gesellschaften – nutzbar. Zweitens bewertet es eine KI immer im Kontext ihrer Anwendung. Drittens ist nachvollziehbar, wie die Bewertung zustande kommt“, so Kaminski.
Optisch soll die neue Kennzeichnung dem Energielabel ähneln, indem es Werte wie Transparenz, Haftung, Privatsphäre, Gerechtigkeit, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit in Kategorien von A bis G einteilt. Auch weitere Informationen könnten bei Interesse abgefragt werden. Unternehmen hätten einen potenziell höheren Anreiz, ihre Algorithmen daran anzupassen.
Zu dem Konzept gehören neben dem Ethik-Label zwei weitere Elemente: Ein von dem Philosophen Christoph Hubig entwickeltes Modell, mit dem die genannten Kriterien messbar gemacht werden sollen und so beispielsweise auch Wertkonflikte und ‑abhängigkeiten zwischen den einzelnen Kategorien, deren Kriterien und Messgrößen berücksichtigt werden können. Zum anderen wurde eine Risikomatrix entwickelt, welche die Größe des möglichen Schadens, die eine KI anrichten kann, der Stärke der Abhängigkeit von dieser KI bei der Entscheidung gegenüber stellt.
Weitere Informationen dazu gibt es hier: https://www.uni-stuttgart.de/forschung/forschung-leben/1–2021/ethik-label/