E‑Learning ist nicht neu. Bereits in den 1980er-Jahren gab es das computergestützte – offline – Lernen, welches sich zum webbasierten Lernen weiterentwickelte und heute auch Interaktion in virtuellen „Klassenräumen“ ermöglicht.
Spätestens der Mobile Content, welcher von Texten und E‑Books über (Lern-)Videos bis Podcasts und Serious Gaming-Apps reicht, machte das Lernen ortsunabhängig. Wenn ich mich heute weiterbilden will, dann muss ich kein Seminar mehr zu einer bestimmten Zeit an einem festen Ort besuchen, sondern lade mir ein E‑Book oder eine Podcast-Folge auf das Smartphone, setze die Kopfhörer auf und gehe in den Park. Und wenn ich etwas reparieren will, von dem ich keine Ahnung habe, dann schaue ich mir ein How-to-Video auf YouTube an.
Aber nicht nur Audio-Streaming-Dienste, eBook-Shops und ‑Portale sowie Video-Plattformen haben den E‑Learning-Bedarf erkannt, sondern auch die sozialen Netzwerke, insbesondere die beruflichen bzw. Karriere-Netzwerke.
So bietet z.B. Xing seinen Premium-Kunden eine „Lernumgebung“ an. Hier kann man seine „Charaktereigenschaften sowie damit verbundenen Stärken und Lernfelder“ mittles eines Partners analysieren lassen, bevor man dann „ausgewählte Programme & Zertifikate von Fern-Unis und Lernplattformen“ per App besuchen und erwerben oder dem TEAM A Podcast lauschen oder in kurzen Harvard Business Manager-Texten „schmökern“ kann. Ganz ehrlich, keines der Angebote „meiner Lernumgebung“ bei Xing hat mich wirklich überzeugt – evtl. abgesehen vom Zugriff auf getAbstract, welcher zurzeit in Premium inkludiert, aber in der Lernumgebung nicht benannt ist. Oft sind die über die Lernumgebung angebotenen Inhalte banal oder nur ein Appetizer (Micro Content), um dann – freilich Dank Xing rabattiert – den eigentlich spannenden Content oder Kurs bei einem Partner (Drittanbieter) kostenpflichtig zu buchen, inklusive weiterer Registrierung – wenngleich teils Social Logins möglich sind.
Hier hat die heutige Microsoft-Tochter LinkedIn (2016 für 26,2 Milliarden US-Dollar übernommen) ein fokussierteres Angebot mit der wiederum Tochtergesellschaft LinkedIn Learning. An sich ist LinkedIn seit 2015 im Bereich E‑Learning aktiv, wobei die Lernplattform LinkedIn Learning im Dezember 2016 auf den Markt gebracht wurde. Diese bietet heute Videokurse, welche Unterricht von „Branchenexperten“ in den Bereichen Software, Kreativität und Business umfassen. Hierzu hatte LinkedIn bereits 2015 die zu diesem Zeitpunkt 20 Jahre alte Lernplattform Lynda.com aus Kalifornien für 1,5 Milliarden US-Dollar geschluckt, welche bereits von vielen deutschen Hochschulen – meist über die Hochschul-Bibliotheken – für Video-Trainings genutzt wurde und mit der Abschaltung am 31.12.2019 nahtlos zum 01.01.2020 auf LinkedIn-Learning wechselten. Die heutige E‑Learning-Datenbank umfasst neben den Inhalten dieses Video-Streaming-Portals auch noch den deutschsprachigen Content von Video2Brain, das 2013 zuvor von Lynda.com übernommen worden war. Video2Brain war als Unternehmen 2002 in Graz gegründet worden und firmierte bis zu dessen Assimilation in LinkedIn Learning als Marke von LinkedIn Austria.
Aktuell bietet Learning 16.000 Onlinekurse und kostet nach einem Probemonat bei monatlicher Buchung 29,49 Euro/Monat und bei jährlicher 19,66 Euro/Monat. Neben den Lerninhalten erhält man Zugriff auf die LinkedIn-Premium-Funktionen. Wer anderseits bereits einen Premium-Account des Business-Netzwerkes hat, der hat ebenfalls Zugriff auf Learning – außer Nutzer von Premium Essentials. Der günstigste Tarif mit Learning ist damit Premium Career für 29,49 Euro/Monat.
Bei Learning finden Sie von einzelnen Audios und Videos bis hin zu ganzen Kursen eine große Auswahl an Inhalten zu Themen wie persönlicher Entwicklung, Unternehmensführung und ‑funktionen, wie z.B. Personalverwaltung, Marketing und Vertrieb, Tipps für Videokonferenzen oder Social Media bis hin zu Einführungen in und speziellen Funktionen von Software. Sicher sind nicht alle „ExpertenInnen“ oder jede didaktische Aufbereitung von Inhalten immer nach dem eigenen Geschmack, dies ist aber kein Problem. Gefällt Ihnen der eine Excel Kurs nicht oder Sie haben eine neuere Version, dann finden Sie unter den 153 weiteren Kursen und über 6.300 Videos allein in deutscher Sprache sicher das Passende, um zu lernen, was Sie gerade wissen möchten.
Freilich, Sie werden dort keinen Kurs speziell für den Technologietransfer finden – dafür gibt es FokusTransfer oder Weiterbildungen der TransferAllianz, aber das Absolvieren eines Vertriebskurses schadet auch einem/r Transfer- oder InnovationsmanagerIn sicher nicht.
Das einzig Ironische am E‑Learning-Angebot des sozialen Netzwerkes ist, dass es keine sozialen Elemente hat, außer dass man den Abschluss eines Kurses und Erhalt eines Zertifikates posten kann. Damit bietet Learning lernen on Demand ohne Raum und ohne Soziales, dafür aber mit einer großen Auswahl an relevanten Video-Kursen ohne „versteckte“ Zusatzkosten und Pseudo-Rabatten bei Drittanbietern. LinkedIn Learning ist somit wie Netflix für Filme und Serien und Spotify für Musik und Podcasts, nur eben für Video-Lern-Kurse.