Nur ein Drittel aller Existenzgründungen in Deutschland werden von Frauen angemeldet, bei Startup-Gründungen liegt der weibliche Gründerinnen-Anteil sogar bei nur knapp 16 Prozent. Der Frage, welche Gründe es dafür geben kann, ist der Report „Gründerinnen-Nation Deutschland?“ des Handelsblatt Research Institute (HRI) und Google for Startups nachgegangen. Ein Überblick.
“Die Zukunft gehört den Gründerinnen”, schreibt Mayra Frank, Leiterin von Google Startups, in ihrem Vorwort des Reports „Gründerinnen-Nation Deutschland?“ des Handelsblatt Research Institute (HRI) und Google for Startups. Durch die Mobilisierung von mehr Gründerinnen könne eine wesentlich höhere Wertschöpfung in Deutschland erreicht werden, das zeigten die bestehenden Gründungen, hinter denen Frauen steckten: “Sie treiben medizinische Innovationen und die Digitalisierung des Bildungssystems voran und verfolgen eher gesellschaftliche oder soziale Ziele.”
Tatsächlich geben 54 Prozent der Gründerinnen bei einer Befragung des Female Founders Monitor 2020 an, dass sie ihr Geschäftsmodell an gesellschaftlichen Problemstellungen orientieren. Bei Männern sind das etwa 39 Prozent. Gleichzeitig jedoch ist der ökonomische Erfolg im Gegensatz zu 82 Prozent der Männer nur für 69 Prozent der befragten Gründerinnen entscheidend. Die Orientierung an gesellschaftlichen und sozialen Fragestellungen könne zu größeren Problemen führen, initiale Unterstützung zu finden und sich mittelfristig am Markt durchzusetzen, heißt es in einer Analyse des Reports.
Doch woran liegt es noch, dass dieses Potenzial der “weiblichen Gründungen” in Deutschland so wenig ausgeschöpft wird? Um diese Frage zu beantworten, hat das HRI in Kooperation mit Gründerplattform.de mehr als 700 Personen, darunter mehr als 300 Gründerinnen und Gründer befragt. Basierend auf den Ergebnissen sowie Tiefeninterviews mit Gründerinnen aus verschiedenen Branchen und Lebensbereichen stellte sich heraus, dass die Ursachen für den geringen Gründerinnen-Anteil so vielfältig sind wie die Biografien der Gründerinnen.
“47 Prozent aller Gründerinnen bauen ihr Unternehmen im Nebenerwerb auf. Ein Viertel startet gezwungenermaßen aus der Arbeitslosigkeit heraus. Jede achte Gründerin beginnt aus einer besonderen Situation wie der Elternzeit den Sprung in die Selbstständigkeit. Mehr als ein Fünftel der Gründerinnen ist zum Zeitpunkt der Gründung älter als 50 Jahre. 19 Prozent haben bereits mehr als ein Unternehmen gegründet und ein Viertel aller Gründungen im Handwerk werden von einer Frau durchgeführt”, resümiert das HRI. Und: “Um den Frauenanteil unter den Gründern zu erhöhen, sind daher vielfältige Maßnahmen und Lösungsansätze nötig. So muss unter anderem die Kinderbetreuung besser und flexibler werden und es bedarf einem höheren Frauenanteil in MINT-Fächern. Außerdem sollte die strukturelle Benachteiligung einzelner Gründerinnen und Gründerinnen-Teams unter Investoren stärker ins Blickfeld genommen werden.”
Welche unterschiedlichen Gründerinnen-Typen das HRI herauskristallisierte und was den Gründungsstandort Deutschland derzeit für sie ausmacht, gibt es hier im Report „Gründerinnen-Nation Deutschland?“ zu lesen.