Unter dem Motto “One Health” hat die Akademie für Wissenschaften in Hamburg den mit 100.000 Euro dotierten Hamburger Wissenschaftspreis ausgeschrieben. Bis zum 15. März 2023 können in Deutschland arbeitende Wissenschaftler:innen bzw. Forschungsgruppen nominiert werden, die durch die Qualität ihrer wissenschaftlichen Arbeit sowie die Relevanz und Zukunftsorientierung ihrer Forschungsergebnisse überzeugen können. Über die Vergabe des Hamburger Wissenschaftspreises entscheidet eine Jury unter dem Vorsitz von Akademiepräsident Prof. Dr. Mojib Latif.
Die Corona-Pandemie und der mutmaßliche Ursprung von SARS-CoV‑2 aus einem tierischen Wirt haben gezeigt, wie eng die Gesundheit des Menschen mit der von Tieren verbunden ist. Der One-Health-Ansatz steht für einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz, der auf der Grundannahme basiert, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Umwelt eng miteinander verknüpft ist. Die voranschreitende Zerstörung der Ökosysteme weltweit begünstigt das Auftreten von Krankheitserregern tierischen Ursprungs beim Menschen und umgekehrt („Zoonosen“). Gleichzeitig verlieren antimikrobielle Medikamente (z. B. Antibiotika), die das wirksamste Mittel bei der Behandlung von Infektionskrankheiten darstellen, durch die Zunahme antimikrobieller Resistenzen (AMR) an Wirksamkeit.
Der Hamburger Wissenschaftspreis 2023, der von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore mit 100.000 Euro dotiert wird, soll die Bedeutung des One-Health-Ansatzes mit allen seinen Facetten öffentlich bewusst machen und die notwendige Forschung zu diesem umfassenden Themenkomplex fördern.
Vorschläge in deutscher Sprache sollten maximal acht Druckseiten (ca. 14.400 Anschläge inkl. Leerzeichen) umfassen und können bis zum 15. März 2023 auf elektronischem Weg beim Präsidenten der Akademie der Wissenschaften in Hamburg eingereicht werden:
An den Präsidenten der
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Prof. Dr. Mojib Latif
organisation(at)awhamburg.de
Weitere Informationen zum Preis und zur Jury: hier
Das EU-Projekt TEF-Health hat das Ziel, innovative Ansätze aus der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Robotik im Gesundheitswesen zu prüfen und schneller zur Marktreife zu bringen. Geleitet wird es von Professorin Dr. Petra Ritter, Direktorin der Sektion Gehirnsimulation am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) und an der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Die 51 beteiligten Projektpartner aus neun europäischen Ländern erhalten eine Förderung der Europäischen Union von 60 Millionen Euro, zwei Millionen gehen davon an das BIH.
Der technische Fortschritt im Bereich KI und Robotik hat inzwischen eine atemberaubende Geschwindigkeit erreicht – und macht auch vor dem Gesundheitswesen nicht halt. Selbstredend müssen jedoch neue medizinische Geräte und Verfahren ihre Sicherheit und ihren Nutzen erst unter Beweis stellen, bevor sie zum Einsatz kommen. Speziell für die Bereiche KI und Robotik, die den Gesundheitssektor weitreichend verändern werden, gibt es in der Europäischen Union zwar hohe Qualitätsanforderungen, jedoch noch unzureichend Testinfrastrukturen, mit denen sich Standards entwickeln, Innovationen prüfen und neue Produkte zertifizieren lassen.
Genau hier soll TEF-Health (engl.: Testing and Experimentation Facility for Health AI and Robotics), Abhilfe schaffen. Das neue, von der EU geförderte Projekt mit einem Gesamtbudget von ca. 60 Millionen Euro hat zum Ziel, “die Validierung und Zertifizierung von KI und Robotik in medizinischen Geräten zu erleichtern und zu beschleunigen“, erklärt Professorin Petra Ritter, die das Konsortium koordiniert und am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) die Arbeitsgruppe “Gehirnsimulation“ leitet. Zwei Millionen der EU Förderung gehen direkt an das BIH in der Charité. Insgesamt sind an dem Projekt 51 akademische und private Partner aus neun europäischen Ländern beteiligt, die sowohl bestehende Infrastrukturen integrieren als auch neue aufbauen. Der offizielle Projektbeginn ist am 1. Januar 2023.
Technologien genau unter die Lupe nehmen
„Mit TEF-Health wollen wir vor allem neuartige KI-Ansätze in realitätsgetreuen Umgebungen testen“, sagt Ritter. Das gilt für neue Software, die etwa in der Patient*innenbetreuung oder in der Diagnostik eingesetzt wird, genauso wie für Geräte, die von den intelligenten Programmen gesteuert und teilweise direkt am Menschen arbeiten – zum Beispiel Operations- oder Pflegeroboter. „Wir werden evaluieren, wie sich der Marktzugang und die Akzeptanz dieser intelligenten Technologien erleichtern lässt“, berichtet Ritter.
Geplant ist, dass die Projektpartner neue regulatorische und ethische Anforderungen erarbeiten, darunter zum Beispiel standardisierte Testprotokolle und Zertifizierungen oder einen bestimmten Verhaltenskodex bei der Anwendung. Zusätzlich müssen die notwendigen technischen und administrativen Verfahren entwickelt und geschaffen werden. Mit an Bord bei TEF-Health sind daher neben führenden Krankenhäusern, Universitäten und klinischen Forschungseinrichtungen wie beispielsweise dem Karolinska Institut, auch staatlich benannte Prüforganisationen wie der TÜV oder die deutsche Physikalisch-Technische Bundesanstalt und ihr französisches Pendant, das “Laboratoire national de métrologie et d’essais“, kurz LNE. Die neu geschaffenen Evaluierungsressourcen und Infrastrukturen werden künftig der Industrie in Form von gebührenpflichtigen Diensten zur Verfügung stehen. „Eine breite Anwendung dieser umfangreichen Test- und Bewertungswerkzeuge beschleunigt nicht nur den Marktzugang der innovativen KI- und Robotik-Techniken, sondern wird am Ende auch das Vertrauen der Bevölkerung in diese neuen Entwicklungen stärken“, erläutert Ritter.
Schneller zur Marktreife bringen
Ausdrücklich soll TEF-Health nachhaltige Kooperationen zwischen Wirtschaft, akademischer Forschung und weiteren Akteuren hervorbringen und festigen. „Der Transfer von der Forschung zur Anwendung funktioniert nachweislich besonders gut durch langjährige Partnerschaften in Innovationsnetzwerken“, erklärt Ritter. Außerdem vermeide die enge Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Partnern, dass Arbeiten doppelt verrichtet werden. Investitionen würden laut der Projektleiterin so optimal eingesetzt. Der enge Austausch und die intensive Zusammenarbeit werden außerdem dazu beitragen, dass aus Forschungsergebnissen künftig rascher neue Produkte und Dienstleistungen entstehen. Schließlich wird davon die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich KI und Robotik im Gesundheitswesen profitieren – wodurch wiederum „der Wohlstand und die Lebensqualität der Gesellschaft insgesamt steigen“, prognostiziert Ritter.
So trägt TEF-Health am Ende zum Gesamtziel des Programms “Digitales Europa“ bei: Steigerung der Effektivität, Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit der Gesundheits- und Pflegesysteme; Verringerung der Ungleichheiten in der Gesundheitsversorgung; Einhaltung rechtlicher, ethischer, qualitativer und interoperabler Standards. Oder um es mit den Worten von Ritter zu sagen: „Mit TEF-Health wollen wir dazu beitragen, dass die digitale Transformation unseres Gesundheitssystems sicher und zum Wohle aller geschieht – so wie es die Mission des BIH formuliert: Damit aus Forschung Gesundheit wird.“
Eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen sind klare Ziele des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Darin haben sich die Vertragsstaaten zu Maßnahmen verpflichtet, die den gleichberechtigten Zugang etwa zur physischen Umwelt sowie zu Information und Kommunikation sicherstellen. Im Reallabor „Digitale Barrierefreiheit und Assistenzsysteme für Menschen mit Einschränkungen“ am KIT wird erforscht, wie das Zusammenspiel digitaler Technologien und der Gestaltung der räumlichen Umgebung in Gebäuden und Städten allen Menschen eine gleichberechtigte und selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen kann.
Eine unabhängige Lebensführung und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen sind klare Ziele des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Darin haben sich die Vertragsstaaten zu Maßnahmen verpflichtet, die den gleichberechtigten Zugang etwa zur physischen Umwelt sowie zu Information und Kommunikation sicherstellen. Im Reallabor „Digitale Barrierefreiheit und Assistenzsysteme für Menschen mit Einschränkungen“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird erforscht, wie das Zusammenspiel digitaler Technologien und der Gestaltung der räumlichen Umgebung in Gebäuden und Städten allen Menschen eine gleichberechtigte und selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen kann.
„Unser Ziel ist es, eine Brücke zwischen Menschen, Technologien und der räumlichen Umgebung zu schlagen. Hierzu verbinden wir Forschung in Informatik und Architektur“, sagt Professorin Kathrin Gerling, die zur Mensch-Maschine-Interaktion forscht. Gemeinsam mit der Architektin Professorin Caroline Karmann bildet sie das erste mehrerer neuartiger Professuren-Tandems am KIT. In diesen Tandems betreiben je zwei Personen – eine aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie eine aus den Technik- und Naturwissenschaften – zusammen Wissenschaft. „Wir untersuchen gemeinsam die Schnittstellen zwischen Technologie, der gebauten Umwelt und den Menschen, die darin leben. So loten wir das Potenzial neuartiger Technologien aus, um Barrieren für behinderte Menschen abzubauen“, erläutert Karmann. Ziel ist eine inklusivere Gesellschaft.
Zusammenspiel von Assistenzsystemen und baulicher Umgebung für mehr Teilhabe
Kathrin Gerling beschäftigt sich mit der Barrierefreiheit interaktiver und körperzentrierter Technologien wie beispielsweise tragbarer Systeme oder virtueller Realität aus Perspektive von Assistenz und Teilhabe. „Mir geht es darum, eine Barrierefreiheit zu schaffen, die über die reine Überwindung von Hindernissen hinaus geht und den Nutzenden positive, bereichernde Erlebnisse ermöglicht“, sagt die Informatikerin. Gemeinsam mit Karmann wird sie erforschen, wie entsprechende Technologien in Kombination mit der baulichen Umgebung eingesetzt werden können, um Barrieren abzubauen und die Lebensqualität behinderter Menschen zu verbessern.
Caroline Karmann arbeitet an der klimabewussten und barrierefreien Gestaltung von Gebäuden und Städten, die ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderungen unterstützen. „Wenn wir von Inklusion in der gebauten Umwelt sprechen, bedeutet das, dass sich Menschen willkommen und zugehörig fühlen können, unabhängig von individuellen Einschränkungen. Nehmen wir ein Gebäude auf dem Campus: Wie können wir den Eingang, die Erschließungen, die Beschilderung, die Raumaufteilung, die Beleuchtung und die Akustik so gestalten, dass Räume beispielsweise für Menschen mit Sehbehinderungen lesbar sind? Technologie kann hier zu weiteren Lösungen führen. Könnte zum Beispiel eine digitale Begehung der Räume mittels virtueller Realität vor dem Betreten eines unbekannten Orts den Nutzenden helfen? Unsere Forschungsfragen beziehen sich auf die Sicherheit und den Komfort von Räumen für alle und es ist uns wichtig, unsere Lösungen gemeinsam mit behinderten Menschen zu entwickeln“, sagt die Bauexpertin.
ACCESS@KIT unterstützt Menschen mit Blindheit beim Studium
Im Gegensatz zur Forschung in kontrollierter Atmosphäre hinter verschlossenen Türen spielt sich die Wissenschaft in einem Reallabor in Wechselwirkung mit Menschen ab. Deshalb arbeiten die beiden Wissenschaftlerinnen eng mit dem Zentrum für digitale Barrierefreiheit und Assistive Technologien ACCESS@KIT zusammen. Das Zentrum unterstützt behinderte Studierende am KIT. Derzeit zählen dazu rund 30 Studierende mit Blindheit oder Sehbehinderung. (mex)
Reallaborprofessuren: Forschen für die Gesellschaft
Das KIT setzt auf die transformative Forschung an der Schnittstelle zur Gesellschaft und richtet dafür in den Jahren 2022 bis 2025 vier neue Reallabore ein. Darin arbeiten jeweils eine Professur aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie eine aus den Technik- und Naturwissenschaften intensiv zusammen. Mit diesen „Professuren-Tandems“ (KIT Real-World Lab Professorships) verfolgt das KIT einen einzigartigen interdisziplinären Ansatz. Die Reallaborprofessuren sind Teil des 100-Professuren-Programms, mit dem das KIT seine Spitzenforschung innerhalb von zehn Jahren noch leistungsfähiger und agiler machen wird. Zunächst werden Reallabore zu autonomen Systemen, zur Mensch-Maschine-Interaktion und Barrierefreiheit sowie zum Umgang mit Risiken eingerichtet. Ein viertes zu
Risikostrategien für die dezentrale Energiewende folgt.