Uns allen ist bewusst: Transfer-Benchmarks, d. h. der Kennzahlenvergleich unterschiedlicher Wissenschaftseinrichtungen erfordern ein hohes Maß an Hintergrundwissen. Gut gemacht führen Benchmarks zu signifikanten Verbesserungen, bei unbedachter Anwendung können sie zu erheblichen Fehlinterpretationen und Schäden führen. Die Transferleistung eines Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) mit dem des Potsdamer Instituts für Klimaforschung zu vergleichen ist wenig sinnvoll. Anders sieht es aus, wenn sich das DKFZ mit anderen Helmholtz-Gesundheitsforschungs-Zentren oder internationalen Krebsforschungseinrichtungen mit vergleichbaren Forschungs- und Transferstrategien vergleicht.
Benchmarks dienen der Einordnung der Performance, aber auch der Inputs, der Prozesse und Strukturen. Bei einem sinnvollen und regelmäßigen Einsatz ermöglichen sie Profilbildung bzw. ‑schärfung, der Steuerung und Weiterentwicklung des WTT und dienen der internen und externen Kommunikation. Ohne Benchmarks kann eine Transfereinrichtung nicht beurteilen, wo sie steht und wo ihre Stärken und Schwächen sind. Unter diesen Voraussetzungen eine wirksame Transferstrategie abzuleiten ist kaum möglich. Bei aller Vorsicht überwiegen doch die Vorteile Benchmarks deutlich.
Benchmarks sind individuell zwischen einzelnen ausgewählten Einrichtungen sinnvoll und möglich und können dort eine Vielzahl individueller Kennzahlen, aber auch andere Parameter (z. B. Prozesse, Strukturen) umfassen. Benchmarking kann aber auch auf größeren standardisierten Umfragen mit einer großen Anzahl von Datensätzen und Kategorisierungsmöglichkeiten beruhen (z. B. nach Technologiefeld oder Art der Einrichtung). Die Erhebungen von Verbänden wie AUTM, ASTP sowie der TransferAllianz dienen u. a. diesem Ziel.
Hierbei stellt sich die Frage, warum gerade deutsche Wissenschaftseinrichtungen und deren Transfereinheiten die Möglichkeiten eines aktiven Benchmarkings in so geringem Umfang nutzen. Die Teilnamequoten deutscher Wissenschaftseinrichtungen an der gemeinsamen Umfrage von TransferAllianz und ASTP sind gemessen am internationalen Vergleich und eigenen Ansprüchen überaus gering. Doch warum ist dies so. Die Antworten, die wir auf diese Frage hin von zahlreichen Einrichtungen erhielten, sind m. E. besorgniserregend.
Nicht wenige Transfereinheiten wollen oder sollen sich keinem Benchmarking stellen. Einige verweisen darauf, dass sie nicht über die erforderlichen eigenen Daten verfügen, um sich mit anderen vergleichen zu können. Einigen ist der Aufwand zu groß oder sie fühlen sich nicht zuständig, andere wollen sich bei schlechtem Abschneiden nicht der Gefahr von Kritik aussetzen. Dabei sind die Auswertungen der Umfragen vertraulich und die Transfereinheiten entscheiden selbst, wie sie mit den Ergebnissen umgehen. Positive Ergebnisse lassen sich intern und extern gut vermarkten. Aber auch ein vergleichsweises schlechtes Abschneiden lässt sich gezielt einsetzen, um z. B. gepaart mit einer neuen Transferstrategie die Leitungsebene von Wissenschaftseinrichtungen zu verstärkten Anstrengungen und ggf. mehr Ressourceneinsatz zu ermuntern.
Was bleibt: Der zunehmende politische Druck auf die Wissenschaftseinrichtungen, ihre Transferanstrengungen und –Ergebnisse zu steigern, erfordert eine zunehmende Professionalisierung der Transfereinheiten. Hierzu zählt auch, sich bewusst zu sein, wo man steht. Hierfür ist Benchmarking unerlässlich. Wenn wir als Transfervertreter dies nicht selbst machen, dann werden dies andere für und mit uns tun. Dabei ist es doch besser, das Heft des Handelns selbst in der Hand zu behalten. Also, auf geht’s! Die Transferallianz und ASTP freuen sich bei der kommenden Transferumfrage zu den 2020er Kennzahlen über eine deutlich höhere Beteiligung!