Der Transfer- und Gründerservice der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unterstützt Studierende, Wissenschaftler*innen und angehende Gründer*innen bei der Realisierung von Unternehmensgründungen und Innovationsvorhaben. Nach erfolgreichem Durchlaufen eines 100-tägigen Intensivcoaching-Programms im letzten Jahr hat sich so das Start-up „IdentMe“ zu einer GmbH ausgegründet. Im Interview erzählt Mit-Gründerin Patricia Holm, was hinter IdentMe steckt und inwiefern die „100-Tage-Challenge“ das interdisziplinäre Team, das zuvor ein Gründungsprojekt an der Hochschule Anhalt realisiert hat, unterstützen konnte.
IdentMe heißt übersetzt „Identifizier mich“. Was bedeutet das in eurem Fall?
Wir identifizieren verborgen lebende Tierarten anhand der sogenannten Umwelt-DNA (eDNA). Das ist DNA, die die Tiere durch Haut- oder Schleimzellen, Ausscheidungen oder bei der Fortpflanzung an ihre Umgebung abgeben. Das funktioniert besonders gut mit aquatischen Arten, da man hier einfach eine Wasserprobe aus dem jeweiligen Gewässer entnehmen kann und dann die im Wasser enthaltene Umwelt-DNA mit molekularbiologischen Methoden im Labor untersucht.
Für welche Bereiche und Branchen ist dieser Ansatz relevant?
Mit unserer Methode können wir bestimmte gesetzlich geschützte Arten detektieren, aber auch invasive (= nicht einheimische und schädliche) Spezies und Krankheitserreger identifizieren. Das ist einerseits für den Bausektor wichtig, da schon des Öfteren das eine oder andere geschützte Tier ein Bauprojekt gestoppt oder gar ganz verhindert hat. Andererseits müssen auch Umweltbehörden und Naturschutzämter über das Vorkommen von bestimmten Arten Bescheid wissen und regelmäßige Berichte darüber an die EU weiterleiten.
Welche Vorteile bietet dabei der molekularbiologische Artennachweis, den ihr macht?
Der molekularbiologische Artennachweis kann, im Vergleich zu den traditionellen Nachweismethoden (z.B. Sichten, Fangen, Verhören), zeit- und kostensparend durchgeführt werden, liefert sichere Ergebnisse und ist unabhängig von äußeren Faktoren, wie z.B. der Wetterlage oder der Tageszeit (z.B. müssen andernfalls viele Amphibien bei Nacht gesucht werden). Außerdem können Eier und Larven genau bestimmt werden und auch versteckt lebende Tiere, die man nicht sieht, werden detektiert. Kurz gesagt: der molekularbiologische Artennachweis kann das Unsichtbare auf effektive Art und Weise sichtbar machen.
Im Zuge eines Intensivcoachings des Transfer- und Gründerservice der Uni Halle seid ihr mit eurem Gründungsprojekt einen großen Schritt weiter gekommen. Welche Ziele habt ihr euch dabei zu Beginn gesetzt?
Wir haben uns zwei Kernziele für die 100-Tage-Challenge gesetzt. Das war zum einen, uns in betriebswirtschaftlichen Themen weiterzubilden, und zum anderen, durch Workshops im Marketing und Vertrieb geschult zu werden. Das konnten wir auch erreichen und haben mittlerweile sogar die IdentMe GmbH gegründet.
Welche Veranstaltungen und Tools haben euch bei der Umsetzung besonders geholfen?
Sehr praktisch war die Arbeit mit dem Tool „conceptboard”. Dadurch konnten verschiedene Teammitglieder parallel an den gleichen Aufgaben arbeiten und die Coaches direkt nützliche Tipps und Hinweise an den erarbeiteten Ergebnissen schriftlich festhalten. Was die Veranstaltungen angeht, waren die Gründernachtschichten des Transfer- und Gründerservice zu diversen Themen und mit verschiedenen Coaches sehr hilfreich. Danach ist man zwar hundemüde ins Bett gefallen, aber die Stunden der produktiven Zusammenarbeit haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Was habt ihr in diesen 100 Tagen für euch persönlich mitgenommen?
Sowohl in der Zeit vor als auch nach der Gründung macht man oft zwei Schritte vorwärts, um dann wieder einen Schritt zurückzugehen, die Perspektive zu wechseln, den Fahrplan oder eine Entscheidung anzupassen. Flexibel und mutig zu sein ist wichtig in der Anfangszeit, denn es lohnt sich!
Wie geht es euch heute, nachdem ihr das Coaching-Programm ja schon seit einigen Monaten abgeschlossen habt?
Inzwischen konnten wir unsere Firma IdentMe GmbH gründen, haben einen Mietvertrag für ein eigenes Labor unterschrieben und freuen uns über die ersten Aufträge zur Analyse von Umwelt-DNA. Unsere Coaches der 100-Tage-Challenge halten für uns trotzdem noch Augen und Ohren offen und leiten uns nützliche Infos und Hinweise zu potenziellen Projekten und Aufträgen weiter. Das ist eine klasse Betreuung, sogar über den Abschluss der 100-Tage-Challenge hinaus!
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für alles, was noch kommt!
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Wer neugierig geworden ist und mehr über die Arbeit der IdentMe GmbH erfahren möchte, kann gerne auf deren Webseite vorbeischauen: https://ident-me.com/
Weitere Informationen zur 100-Tage-Challenge des Transfer- und Gründerservice der Uni Halle gibt es hier: https://startupacademy.transfer.uni-halle.de/kurse/100-tage-challenge-264/